Auf einem Bauernhof stand ein Eimer. Zwei Frösche kamen vorbei und fragten sich, was da wohl im Eimer sei. Voller Neugier sprangen sie mit einem großen Satz hinein. Doch zu ihrem Schrecken mussten sie feststellen, dass der Eimer halb voll mit Milch gefüllt war und die Wände zu hoch und zu glatt waren, um an ihnen hochzuklettern. So schwammen die Frösche nun in der Milch und der Tod schien ihnen sicher. Der eine der beiden Frösche verzweifelte. „Wir müssen sterben“, jammerte er „hier kommen wir nie wieder heraus.“ Und da ja doch alles sinnlos schien, hörte er mit dem Schwimmen auf und so ertrank er in der Milch. Auch der andere Frosch sah, dass es nicht gut um ihn bestellt war, aber er sagte sich: „Ich bin ein guter Schwimmer! Vielleicht kommt jemand und befreit mich aus diesem Eimer oder es geschieht ein Wunder.“ Und so schwamm der Frosch im Milcheimer herum, strampelte tapfer und kräftig mit seinen Hinterbeinen und schwamm und schwamm und schwamm. Zwar wollte niemand kommen und ihn aus dem Eimer befreien, doch spürte er irgendwann, dass die Milch durch das beständige Schwimmen zu einer festen Masse wurde. Sie wurde langsam zu Butter. Und schließlich konnte er aus dem Eimer in die Freiheit springen.
(Urspr. nach Aesop, nacherzählt)
Eine alt bekannte, tolle Geschichte, aus der man vieles ableiten kann. Der Frosch hat gestrampelt, gekämpft, durchgehalten, vertraut, gehofft; dadurch hat er sich gerettet. Wie viel mehr noch hätten die Beiden erreichen können, wenn sie miteinander beraten hätten …
Häufig hilft ein Gegenüber: jemand, der mit einem sucht, sortiert und nachdenkt. Jemand, der es wagt vorsichtig einen Spiegel hinzuhalten. Jemand, der nicht zu nah ist und nicht allzu fern. Jemand, der vielfältige Erfahrungen hat, der menschliche Irrwege kennt, die verschiedensten Beweggründe versteht und sie einzuordnen versteht. Jemand, der zuversichtlich bleibt, wie dunkel und hoffnungslos die eigenen Winkel auch erscheinen. Jemand, der einen darin unterstützt einen Weg zu finden: einen neuen, einen alten, einen spannenden, einen schwierigen, einen langweiligen, einen trostvollen, einen beängstigenden, einen beruhigenden, ein verunsichernden, einen vielversprechenden – aber vor allem einen hoffnungsvollen.
Jemand, der mit einem berät.